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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 78

1873 - Essen : Bädeker
78 Mittags und Nachts einen künstlichen Hahn krähen läßt. Der Bau des Straßburger Münsters begann unter dem Meister Erwin von Steinbach im Jahre 1276 und wurde vollendet durch den Meister Johann Hülz von Köln im Jahre 1439. — Die bedeutendste Fabrikstadt des Elsaß ist Mülhausen, an der Jll, mit 52,000 Einwohnern. Es liefert Seiden-, Baumwollen- und Wollen- zeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien, Färbereien und Bleichen. Auch die Fabrikation in Metallwaaren und Leder- arbeiten ist sehr bedeutend. — Fast in der Mitte zwischen Straß- burg und Mülhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar, früher freie deutsche Reichsstadt, jetzt Hauptstadt des Bezirks Ober- Elsaß, mit 24,000 Einwohnern. Nordwestlich von Straßburg, am Fuße der Vogesen, liegt in schöner Gegend die Stadt Zabern, mit 6000 Einwohnem. Von hier führt ein schlangenförmig angelegter Weg, die „Zaberner Stiege", mit 17 verdeckten, gemauerten Brücken über die Vogesen nach Lothringen. Auch die Eisenbahn, welche, von Straß-burg kommend, hier die Vogesen überschreitet, hat bedeutende Brücken, Dämme, Tunnels und Viadukte. Außer diesen Städten können hier nur noch genannt werden: Hagenau, durch seinen herrlichen Wald, den „Hagenauer Forst", die reichste Stadt im Elsaß, mit 11,000 Einwohnern — Bischweiler, mit einträglichem Hopsenbau, be- deutenden Tuchfabriken und 10,000 Einwohnern — und die Festungen Schlettstadt, mit 11,000 und Neubreisach, mit 2000 Einwohnern. — Bei den Städtchen Weißenburg und Wörth erfochten die deut- schen Heere am 4. und 6. August 1870 die ersten Siege über die Fran- zosen, wovon ihr in der vaterländischen Geschichte mehr erfahren werdet. — Die Hauptstadt von Lothringen, Sitz eines katholischen Bischofs, ist die alterthümliche Stadt und starke Festung Metz, an der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen. Unter den Kirchen der Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus. Als freie deutsche Reichsstadt war Metz vom 11. Jahrhundert an von der größesten Bedeutung und konnte sich an Macht, Reichthum und Glanz mit Frankfurt, Augs- burg und Aachen vergleichen. Die glänzendsten Tage feierte die Stadt und Bürgerschaft um Weihnachten des Jahres 1356, als der deutsche Kaiser Karl Iv. hier den großen und berühmten Reichstag abhielt, auf welchem die „goldene Bulle", ein Reichsgrundgesetz über die Kaiserwahl und die Rechte der Kurfürsten, verkündigt wurde*). Jetzt hat die Stadt Mer 51,000 Einwohner und besitzt bedeutende gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien, Glasmalereien, Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Seidenplüsch-, Hut- und Blumensabriken. Daß nach drei siegreichen Schlachten, am 14., 16. und 18. August 1870, die deutschen Heere eine französische Armee in Metz eingeschlossen und am 27. Oktober gefangen genommen haben, wird euch in der vaterländischen Geschichte ausführlicher erzählt. —~ *) Siche Erster Abschnitt Iv., S. 235.

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 79

1873 - Essen : Bädeker
- 79 - Nördlich von Metz liegt an der Mosel die Festung Diedenhofen*), mit 7000 Einwohnern und bedeutenden Brauereien und Gerbereien. Unter den übrigen Städten Lothringens sind die bedeutendsten: Saar- gemünd, mit 7000 Einwohnern — Forbach, mit 5000 Einwohnern — Salzburg, mit ergiebigen Salzquellen, Gyps- und Steinbrüchen — und die Festungen Pfalzburg und Bitsch. Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa Vs zur katholischen, V4 zur evangelischen und 50,000 zur jüdischen Religion. Seit 1552 hatten die Franzosen im Laufe zweier Jahrhunderte Elsaß und Lothringen, — nicht auf einmal, sondern ein Stück nach dem andern —, vom deutschen Reichsverb ande losgerissen und mit Frankreich vereinigt. Aber in dem siegreichen Kriege 1870—71 sind dieselben von den Deutschen zurückerobert und durch ein Reichsgesetz für immer wieder mit dem deutschen Reiche vereinigt worden. Troß all der Mittel, welche die französische Regierung angewendet hatte, die Bewohner von Elsaß-Lothringen zu französiren, haben das deutsche Haus und das deutsche Gemüth sich deutsche Sprache und deutsche Sitte zum größten Theile erhalten und werden im Bunde mit deutscher Schulbildung wieder beleben, was wäh- rend einer jahrhundertlangen Entfremdung vom Mutterlande zu ver- kümmern versucht worden ist: Liebe zum gemeinsamen deutschen Vaterlande. 61. Meister Erwins Heerschar Zur mitternächtigen Stunde Da regt sich's zu Straßburg im Dom; Es ftetgert die Bauherrn zur Zinne Und schauen hinüber zum Strom. Und unter ihnen der Meister Ruft weit in das Land hinein: „Wann kommen die Deutschen wieder, Du alter Vater Rhein? Wann hallt in den Gassen d'runten Der Deutschen Rosse Huf? Wann ragt in Deutschland wieder Das Bauwerk, das ich schuf? Wann werden die Retter kommen, Daß endlich der Bann zerreißt, Daß frei von den welschen Banden Sproßt wieder der deutsche Geist?" Er rief es seit langen Jahren, Er ries es in jeder Nacht; Doch die Wellen zogen vorüber, Sie hatten sein mcht Acht. Sie zogen seit langen Jahren An Straßburg's Wällen vorbei; Doch die Deutsch en schliefen u. z ankten, — Und Straßburg ward nicht freit Zur mitternächtigen Stunde Ruft wieder der Meister einmal, Er ruft es mit lauter Stimme Hinauf und hinab durch's Thal. Und horch, es regt sich und flüstert. Und bebt durch das weite Land, Herab von Helvetien's Bergen Bis zum fernen Meeresstrand. Da tönt es wie freudiges Rufen Heraus aus dem wogenden Strom, Und über die Wälle und Zinnen Erklingt es hinaus zum Dom: „Sie kommen, alter Geselle! Es werden die Deutschen wach; Sie kommen aus allen Gauen, Zu sühnen die alte Schmach! *) Von den Franzosen Thionville, sprich: Thiongwil, genannt.

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 265

1873 - Essen : Bädeker
265 und Frauen schnitten Verlandstücke vorschriftsmäßig zurecht, oder sie strickten und nähten für die Soldaten. In den großen Niederlagen, die kaum ausreichten, die zahlreichen Liebesgaben zu bergen, waren vom Morgen bis zum Abend treue Frauenhände thätig, die geschenkten Wäschegegenstände zu zählen und zu ordnen; andere arbeiteten an Näh- maschinen, um die erforderlichen Hemden, Binden, Jacken u. s. w. anzufertigen; noch andere nahmen die für die Soldaten eingehenden Postsendungen entgegen, um sie zu ordnen, zu packen und auszuliefern. Mit den Frauen wetteiferten in zahllosen Vereinen die Männer und Jünglinge, sich dem friedlichen Dienste des Vaterlandes zu widmen. Und während die Reichen große Summen hergaben, fehlte es keineswegs an Armen, die in rührender Weise auch ihr Scherflein beisteuern wollten. Selbst in Amerika und andern fernern Landern sammelten die dort wohnenden Deutschen und sandten reiche Liebesgaben nach ihrem be- drohten Vaterlande. So stand in den ersten Tagen des August das ganze deutsche Volk in seinem Kriegs- und Friedensheere gerüstet da, fest entschlossen, das Vaterland gegen einen übermüthigen und ungerechten Angriff mit Gut und Blut zu vertheidigen und die Noth des Krieges nach Mög- lichkeit zu lindern. 37. Die ersten Siege bei Weißenbttrg, Wörth und Saarbrücken - Spicheren. (4. u. 6. August 1870.) In wenigen Tagen waren die deutschen Heere marschbereit und zogen auf Landstraßen und Eisenbahnen, Regiment auf Regiment, nach dem Rhein und über'n Rhein. Habt Ihr sie gesehen, diese Infanterie, Kavallerie und Artillerie mit ihren Kanonen? und gehört, mit welcher Begeisterung sie sangen: »Lieb Vaterland, magst ruhig sein; Fest steht und treu die Wacht am Rheinl"? Drei Armeen wurden zusammengezogen: die erste, der rechte Flügel, 130,000 Mann stark, unter dem Oberbefehl des General von Steinmeh, bei Trier bis Saarbrücken, — die zweite, das Centrum, mit den Truppen des Königreichs Sachsen 140,000 Mann, unter Prinz Friedrich Karl, in der bayerischen Pfalz, — die dritte, der linke Flügel, mit den süddeutschen Truppen 150,000 Mann, unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, an der Nordgrenze des Elsaß. Den Oberbefehl über das gefammte deutsche Heer führte König Wilhelm als Bundesfeldherr. Nachdem derselbe in dem Ver- trauen, daß an Gottes Segen alles gelegen ist, auf den 27. Juli einen allgemeinen Bettag angeordnet hatte, begab er sich am 31. Juli nach Mainz und erließ von hier aus am 2. August nachstehende Prokla- mation'^) an die Armee: Proklamation — Ausruf, Bekanntmachung.

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 269

1873 - Essen : Bädeker
269 Bataillone werden hinweggemäht, Schwadronen vernichtet — die Schlacht sie steht! Mit Trauern sieht es der König. Die Kugel zischt, die Kanone kracht, Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht. Schon sind Regimenter in Splitter zerschellt, Und immer neue rücken in's Feld, Sie stürmen hinan die tödtlichen Höh'n, Sie stürmen und sallen — die Schlacht bleibt steh'n l Mit Trauern sieht es der König. Die Sonne neigt sich — noch steht die Schlacht! Was dröhnet dort dumpf aus der Waldesnacht?. In blauen Säulen lautlos und stumm Bricht's vor und schwenkt sich mächtig herum, Die Erde zittert — Feind, zitt're mit! — Es ist der wuchtige Massenschritt Der pommerschen Grenadiere' In breiten Kolonnen Mann an Mann, Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan. Es kracht keine Salve, es füllt kein Schuß, Bajonett und Kolben sie machen den Schluß, Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht der Feind — Sie haben's ihm gar zu ernst gemeint Die pommerschen Grenadiere. Und nun mit Hurrah! hinter ihm drein, Und werft ihn vollends in Meß hinein! Kanonen blitzen noch durch di? Nacht, Das grause, das Llut'ge Werk ist vollbracht. Die Schlacht ist gewonnen, verloren Bazame — Im Auge des Königs die Thränen steh'n: Gott lohn euch, ihr tapfern Todten! (Franz Iahn) 60. Die Gefangennahme des Kaisers bei Sedan. (2. Septbr. 1870.) Der Kaiser Napoleon hatte Metz schon am 16. August ver- lasien und sich ins Lager von Chalons begeben, wo Mac Mahon wieder eine Armee von 150,000 Mann gesammelt hatte. Nachdem Prinz Friedrich Karl mit einem Theile seiner Armee die Cernirung*) von Metz übernommen, und nachdem unter dem Oberbefehl des Kron- prinzen von Sachsen eine neue, vierte Armee gebildet worden war, setzte die Hauptmacht der deutschen Heere ihren Vormarsch nach Westen, auf Paris zu, fort. Der Kronprinz von Preußen hatte bereits das von Mac Mahon verlassene Chalons erreicht, als man erfuhr, dieser habe sich nicht nach Paris zurückgezogen, sondern nach Norden rechts abgeschwenkt, um im Rücken der vordringenden deutschen Armeen auf Umwegen an der belgi- schen Grenze vorbei nach Metz zu marschiren und die dort einge- schlossene Armee Bazaine's zu befreien. Sobald die deutschen Heer- führer hiervon Kunde erhielten, wurde in einem am 25. August ab- *) Cernirung = Umkreisung, Einschließung einer Festung.

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 270

1873 - Essen : Bädeker
270 gehaltenen Kriegsrathe beschlossen, den französischen Marschall aufzu- suchen und abzufangen, bevor er Metz erreichen könne. Schon am 27. August bekamen unsere kühnen und flinken „Ulanen" „Fühlung mit dem Feind"; am 29., 30. und 31. August kam es an verschie- denen Punkten zu ernsten Gefechten, und am 1. September wurde die Hauptschlacht, die weltberühmte Schlacht Lei Sedan*) geschlagen. Der Mittelpunkt der Aufstellung des Feindes war die Stadt Sedan. Von y27 Uhr Morgens bis 1 Uhr Nachmittags wurde mit äußerster Heftigkeit gekämpft und der Feind immer mehr auf Sedan zurückgedrängt. Wie zwei riesige Arme legten sich die deutschen Armeen um den französischen Heerkörper, ihn fest und immer fester umschnürend, bis die Finger der Riesenarme sich berührten. Um 2 Uhr war die Umzingelung vollendet. Im heftigsten Kampfe drangen jetzt die deut- schen Heere von allen Seiten unaufhaltsam vor. Die Franzosen, ringsum von den Höhen herabgeworfen, hatten nur noch eine einzige Zufluchtsstätte, die Festung Sedan. Einem umstellten Löwen gleich, versuchten sie bald hier, bald dort einen Vorstoß zu machen; aber überall wurden sie in den Kessel zurückgetrieben, wo Tod und Ver- derben ihrer wartete. Auf einem verhältnißmäßig kleinen Raum kämpften hier 350,000 Mann, die Deutschen siegesgewiß heranstürmend, die Franzosen trotzig jeden Fuß Raum auf das äußerste vertheidigend. Im Norden und Westen stürmte der Kronprinz von Preußen, im Süden General von der Tann mit den Bayern auf sie ein; süd- östlich standen die Sachsen und im Norden und Nordosten die preu- ßische Garde unter dem Kronprinzen von Sachsen. Über dem da unten ringenden Menschenknäuel lag eine weiße Wolke, aus der von den Höhen herab unsere Artillerie unaufhörlich donnerte und blitzte, bis der Feind gegen 4 Uhr in die enge Festung Sedan zurückgeworfen war. „Großer Sieg!" ließ der Kronprinz um diese Zeit ins Hauptquartier melden. Gegen Ü Uhr begann die Beschießung von Sedan, und erst als die Flammen in der Stadt emporschlugen und der Feind in Todesangst die weiße Fahne aufzog, erst jetzt kam mit dem Parlamentär**) zugleich die über- raschende Kunde, daß der Kaiser Napoleon sich inmitten der Besatzung von Sedan befinde. Der Jubel unter den Truppen bei dieser Nach- richt war unbeschreiblich. Stürmische Hurrah's wechselten mit der Volkshymne und der Wacht am Rhein, und in den Augen der Schwer- verwundeten, der Sterbenden erglänzte ein lichter Freudenstrahl. Gegen Abend erschien ein französischer General und überbrachte dem Könige ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers, das mit den.worten begann: ,Da es mir nicht vergönnt war, an der Spitze meiner Armee zu sterben, so lege ich meinen Degen zu Eurer Majestät Füßen." - •) Sprich: Sedan». _ _ •*j Parlaments, da Unterhändler, ei» -riegsbete »m Unterhandlung Ich er Waffe»stil> stand oder Ergebung.

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 275

1873 - Essen : Bädeker
275 Muthes. Die Armee ist voll Entschlossenheit. 300,000 Mann sind bereit, Paris bis zum Aenßersten zu vertheidigen. Sollte aber Paris unterliegen, so wirb Frankreich es zu rächen wissen." — Im großartigsten Maßstabe wurde die Massenbewaffnung betrieben: alle Männer von 20 bis 40 Jahren wurden einberufen, in die Armee einzutreten, um den Feind bis zum letzten Mann aus Frankreich zu vertreiben. Im deutschen Hauptquartier stand nach diesen Vorgängen die Über- zeugung fest, daß der Krieg jetzt mit verdoppelter Kraft fortgesetzt werden müsse und daß ein ehrenvoller und dauernder Friede nur in dem eroberten Paris geschlossen werden könne. — „Eilgut nach Paris!" hatten deutsche Truppen scherzhaft auf die Eisenbahnwaggons geschrieben, als sie durch die deutschen Gaue fuhren. Dies Wort ging jetzt in kurzer Zeit in Erfüllung. Auf verschiedenen Straßen begann die.hauptmacht des deutschen Heeres von Sedan aus ihren Vormarsch auf Paris. Husaren und Ulanen trabten voraus; zersprengte fran- zösische Freischaaren und Mobilgarden erschreckten die Städte, die oft wenigen deutschen Reitern ihre Thore öffneten. Ungeachtet der vielen Hindernisse, welche aufgerissene Eisenbahnen und zerstörte Brücken dem deutschen Heere in den Weg legten, schwärmten schon am 15. Septenrber die Ulanen in den Dörfern vor Paris, das Herannahen des deutschen Heeres verkündend. Am 19. September war die Einschließung von Paris vollendet. Ein Versuch, die Belagerung zu verhindern, endete damit, daß die Franzosen mit einem Verlust von 1000 Mann und 7 Kanonen in die Flucht geschlagen und hinter die Festungswerke ge- jagt wurden. Im Norden, Osten, Süden und Südwesten standen jetzt dicht die deutschen Armeen und im Nordwesten hatte die Kavallerie alle Verbindungen nach Außen abgeschnitten. Die ungeheure Riesenstadt mit nahezu 2 Millionen Einwohnern und einer Besatzung von 3- bis 400,000 Mann, die Stadt, von der man sagt: „Paris ist Frank- reich!" — sie lag da, sich selbst überlassen, eingeschlossen durch ein Heer von 250,000 Mann der deutschen Truppen. — Ein Theil der neuen Regierung, Gambetta an der Spitze, verließ vermittels eines Luftballons Paris und verlegte seinen Sitz nach Tours*). — Am 5. Oktober nahm König Wilhelm sein Hauptquartier in dem Schlöffe zu Versailles**). Je weiter aber die Hauptmacht der deutschen Armeen in Frankreich eingedrungen war, desto schwieriger wurden die Verhältniffe in ihrem Rücken. Hier mußten die eroberten Landestheile, die Haupt- straßen und Eisenbahnen besetzt werden zur Sicherung der Trans- porte von Truppen und Kriegsmaterial, von Kranken und Lebens- mitteln. Zudem ist Frankreich nach der deutschen und belgischen Grenze hin mit kleinern und größer» Festungen gleichsam übersäet, die alle von französischen Truppen besetzt waren und daher eingeschlossen und belagert werden mußten. Die bedeutendsten derselben sind — *) Sprich: Tuhr. **) „ Werßatj.

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 276

1873 - Essen : Bädeker
276 außer Paris — Meß und Straßburg. Schon gleich nach der Schlacht Lei Wörth hatte der Kronprinz einen Theil seiner Armee nach Straßburg kommandirt, um die Festung einzuschließen. Erst nach einer 6-wöchentlichen Belagerung und einem heftigen Bombardement*) kapitulirte die Besatzung, als die Noth in der Stadt aufs höchste gestiegen war, am 28, September. Ganze Stadtviertel lagen in Trümmern; aber der altehrwürdige Dom stand noch fast unbeschädigt und schaute hinaus auf das deutsche Heer, welches jetzt wieder ein- zog in die „wunderschöne deutsche Stadt", die im Jahre 1681 durch List und Betrug an Frankreich gekommen war. — 450 Offiziere, 17,000 Mann, 1200 Kanonen, 1800 Pferde nebst allem Kriegs- material fielen den Siegern in die Hände. — Am 27. Oktober kapi- tulirte auch die seit dem 18. August von der Armee des Prinzen Friedrich Karl eingeschlossene Festung Metz. Die wiederholten Ver- suche Bazaine's, durch Ausfälle die Einschließung zu durchbrechen, wurden jedesmal siegreich zurückgeschlagen, und als endlich in der Stadt alle Lebensmittel aufgezehrt waren und Bazaine wohl noch Befehle, aber kein Brod mehr zu geben hatte, mußte er die starke Mosel- festung mit 6000 Offizieren, worunter 3 Marschälle, 173,000 Mann, 1300 Kanonen, 102 Mitrailleusen, 300,000 Gewehren und dem ge- sammten Kriegsmaterial dem Sieger übergeben. Die alte deutsche Stadt, welche Frankreich im Jahre 1552 durch Verrath und blutige Gewaltthat dem deutschen Reiche entrissen hatte, war wieder in deutschen Händen. Unterdessen hatte Gambetta vier neue Armeen zusammengebracht, von denen drei (aus Norden, Westen und Süden) auf Paris marschiren und die Hauptstadt von der eisernen Umarmung der Belagerer befreien, die vierte aber, die Ostarmee, die belagerte Festung Belfort entsetzen, im Süden von Elsaß über den Rhein dringen und in Baden einfallen sollte. Am 28. November und am 3. und 4. Dezember wurde die fran- zösische Südarmee (Loire-Armee) von dem Prinzen Friedrich Karl bei Beaune la Rolande**) und Orleans — die Westarmee am 12. Januar von demselben bei Le Mans***) — die Nordarmee am 23. Dezember von dem General von Manteuffel bei Annens^) und am 19.Januar von dem General von Goeben bei St. Quentin^) geschlagen — und die Ostarmee nach einer dreitägigen Schlacht vor Bel- fort ^ttt) am 15., 16. und 17. Januar von dem General von Werder besiegt und, 80,000 Mann stark, über die Schweizer Grenze gedrängt. Nachdem die deutschen Heere in diesem, 7 Monate langen Kriege über- haupt 156 mehr oder minder bedeutende Gefechte bestanden, 17 größere •) Sprich: Dombardemang --- Beschießung einer Festung mit Bomvea (Platz- ob« Feuerkugeln). **) Sprich: Bahn la Rolangd. ***) „ Sb Mang. t) „ Amieng. ft) h Säng Kangtünz. ftt) „ Belfor.

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 277

1873 - Essen : Bädeker
Schlachten geschlagen, 26 ^festigte Plätze eingenommen, 11,760 Offiziere, 363,000 Mann zu Gefangenen gemacht, über 6700 Geschütze, 120 Adler oder Fahnen erbeutet und mehr denn ein Drittel von ganz Frankreich erobert hatten; — nachdem auch vor Paris während einer Belagerung von 4 Monaten 22 größere Ausfallgefechte siegreich zurückgeschlagen, die Stadt vier Wochen lang bombardirt worden und endlich in derselben der gefährlichste aller Feinde, der Hunger, an mehr denn zwei Millionen Menschen unerbittlich herantrat: — da war auch die stolze Haupt- stadt, die größte Festung der Erde, bezwungen und mußte sich am 28. Januar 1871 ergeben. Eine Besatzung von 400,000 Mann lieferte ihre Waffen ab und blieb kriegsgefangen in Paris, während die deutschen Truppen alle Forts rings um die Stadt besetzten. Ein Waffenstillstand von 4 Wochen war bewilligt worden, um in dieser Zeit die Friedensverhandlungen zu Ende zu führen. Zu diesem Zwecke wurde eine neuenationalversammlung gewählt, dieinbordeaux*) zusammentrat und eine neue Negierung einsetzte, an deren Spitze Thiers**) stand. Die im Hauptquartier zu Versailles von dem Grafen Bismarck mit Thiers abgeschlossenen Friedensbedingungen wurden am 1. März von der National-Versammlung genehmigt, und an demselben Tage hielten 30,000 Mann deutscher Truppen ihren Einzug in Paris. Nach den Friedensbedingungen mußte Frankreich ganz Elsaß (mit Ausnahme von Belfort) und Deutsch-Lothringen mit Metz an das deutsche Reich abtreten und 5,000,000,000 Francs ***) (— 1333v8 Millionen Thaler) Kriegskosten bezahlen. Mit lautem Jubel, mit Böllerschüssen, Fahnenschmuck und Glocken- geläute wurde die ersehnte Friedensnachricht in ganz Deutschland be- grüßt, — und freudig gehobenen, dankerfüllten Herzens gedachte man daheim der braven und heldenmüthigen Sieger, der mit unvergänglichen Ehren gekrönten, unsterblichen „Wacht am Rhein". 66. Wo -re Wacht? „Der Rhein, Deutschlands Strom, Nicht Deutschlands Grenze." ffxjzx yigein, au“uiju)Iuuvv Nicht Deutschlands Grenze.' (E. M. Arndt.) Wir alle, sagt das Lied, Wir alle, sagt das Lied, Dem selbst des Amts zu walten Ein güt'ger Gott beschul». Die Wacht am Rheine halten halten Drum höret meine Bitte, Juuhv Folgt meinem Rathe gern: Sonst war der Wacht beflissen Zurück die Wacht geschoben Nun in die alte Mark; Die blauen Höhen droben Sie sind zu hüten stark. *) Sprich: Bordo.

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 266

1873 - Essen : Bädeker
26b — „Ganz Deutschland steht einmüthig in den Waffen gegen einett Nachbar, der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt die Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes, unserer Ehre, des eigenen Herdes. Ich übernehme heute das Commando über dre gesammten Armeen und ziehe getrost in einen Kampf, den unsere Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll be- standen. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll aus Euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein." Unterdeffen hatten die Feindseligkeiten bereits begonnen. Am 2. August rückte eine starke französische Heeresabtheilung (30,000 Mann) gegen die offene Stadt Saarbrücken, in welcher sich nur ein preußisches Bataillon (750 Mann) und drei Ulanen-Schwadronen befanden, die sich erst nach dreistündigem Feuer vor der Übermacht zurückzogen. Das nannten die Franzosen die „große Schlacht" bei Saarbrücken, bei welcher der Kaiser selbst zugegen war und sein 14jäh- riger Sohn, Prinz „Lulu", die „Feuertaufe" erhielt, „indem er eine vor ihm niederfallende Kugel aufhob," wie Napoleon an die Kaiserin nach Paris berichtete. — Aber es kam bald anders! Die drei deutschen Heersäulen waren fetzt in ihren Stellungen an der Grenze Frankreichs angekommen. Vor Überschreitung derselben erließ der Kronprinz an seine Armee eine Proklamation, worin er hervorhob, daß er „mit Stolz und Freude an der Spitze der aus allen Gauen Deutschlands vereinten Söhne gegen den Feind gehe." „So wollen wir," heißt es am Schluß, „aushalten in treuer Waffenbrüderschaft und mit Gottes Hülfe unsere Fahnen zu neuen Siegen entfalten für des ge- einigten Deutschlands Ruhm und Friede." — Am Morgen des 4. Au- gust rückte seine Armee aus der Pfalz in das Elsaß ein und stieß hier bei Weißenburg auf den Feind. Die Bayern stürmten die Thore der Stadt und in derselben kam es zu einem heftigen Straßenkampf. Jetzt rückten Ne Preußen heran mit dem Rufe: „Drauf! Es gilt, den Bayern Hülfe zu bringen! Sie müssen wissen, daß auf uns Preußen Verlaß ist!" Um 111/» ^)r waren die Franzosen aus Weißenburg vertrieben und um 1 Ubr der Feind aus seiner festen Stellung auf dem nahen Gaisberg trotz Chassepots*), Mitrailleusen**), Zuaven und Turkos***) in die Flucht geschlagen. — Noch am selbigen Tage telegraphirte der König Wilhelm an die Königin Augusta: „Unter Fritzens Augen heute einen glänzenden aber blutigen Sieg erfochten durch Stürmung von Weißenburg und des dahinter liegenden Gaisoerges. Feind in Flucht, 800 Gefangene, 1 Kanone und das Feldlager in unsern Handen. Gott sei gepriesen'für die erste glorreiche Wasfenthat! Er helfe w etter I Wilhelm." Und Gott half weiter. Zwei Tage später, am 6. August, traf der Kronprinz mit seiner vorrückenden Armee bei Wörth auf die Hauptmacht des Feindes, unter dem Oberbefehl des Marschall Mac Mahon. In der Stadt und auf steil ansteigenden Höhen, die an den Abhängen mit Weinreben bewachsen und oben bewaldet waren, hatten die Franzosen ge- *) Sprich: Schaßpo — französische Infanterie-Gewehre. * ) ii Mitraijösen — Kugelspritzen -) „ Türke — braune oder schwarze halbwilde Krieger, die sich Napoleon aus Afrika halte herüberkommen lassen.

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 267

1873 - Essen : Bädeker
267 schützte Stellung genommen. Gegen 3 Uhr Morgens eröffneten unsere Truppen den Kampf; sie warfen den Feind auf Wörth und zwangen ihn zum Rückzug auf die gegenüberliegenden Höhen. Mit einem furchtbaren Hagel von Kugeln wurden hier die nachrückenden Deutschen empfangen. Zwei-, drei-, ja an einigen Stellen viermal wurden sie zurückgeworfen. Hunderte wurden niedergeschmettert. Aber immer wieder mit „Hurrah!" vorwärts ging's, die Offiziere voran, eine unerbittliche, geschloffene, blaue Linie. Nachmittags 4 Uhr war die ganze Armee Mac Mahons in die Flucht geschlagen. Der Verlust des Feindes betrug 12,000 Todte und Verwundete und 10,000 unverwundete Gefangene, darunter 100 Offiziere. Außerdem eroberten die Sieger 2 Adler, 35 Kanonen, 6 Mitrailleusen, 42 Wagen und über 200 Pferde. Von den Würtembergern wurde bei der Verfolgung noch die Kriegskaffe mit 360,000 Franken erbeutet. Aber auch deutscher Seits kostete dieser Sieg große Opfer: 5000 Todte und Verwundete, meist Preußen und Bayern, die hier ihre Waffenbrüder- schaft aufs neue mit ihrem Blute besiegelt hatten. Wenden wir uns jetzt wieder einen Augenblick nach Saarbrücken! An demselben 6. August, wo der Kronprinz bei Wörth Mac Mahon schlug, erfocht der General von Steinmetz auf dem Spicherenbcrge bei Saarbrücken einen so entscheidenden Sieg über den französischen General Frossard, daß dieser mit seiner ganzen Armee über For- bach und Saargemünd sich nach Metz zurückziehen mußte. Der Verlust der Franzosen in dieser Schlacht und auf dem in Flucht übergehenden Rückzug betrug 12,000 Verwundete, Todte und Gefangene, mehrere Geschütze, 40 Pontons*) und ganze Wagenzüge von Kriegs- material, Mehl, Brod und Wein. Aber auch die Preußen hatten den Sieg mit 6000 Todten und Verwundeten erkaufen müssen. „Saarbrück und Wörth, wir schlugen Zwei Heere gar zugleich, Da zittert in den Fugen Das zweite Kaiserreich." — 38. Die dreitägige Schlacht bei Metz. (14., 16. und 18. Aug. 1870.) Nach den vernichtenden Schlägen vom 6. August hatten sich die französischen Heere in Eilmärschen theils nach Metz, theils nach Nanzig und dann nach Chalons**) zurückgezogen. Auf drei Linien waren die deutschen Armeen an die Mosel gerückt: die erste unter General v. Steinmetz geradezu auf Metz — die zweite unter Prinz Friedrich Karl mehr südlich auf Pont ä Mousson***) — die dritte unter dem Kronprinzen noch weiter südlich auf Nanzig. Die bei Metz versammelte französische Heeresmacht betrug über 150,000 Mann und stand unter dem Oberbefehl des Marschalls Vazainesi). Derselbe hatte die Absicht, die Mosellinie ganz preis- *') Wrkckenschifft-. *') Sprich: Schalung. , ***) „ Mnßong. t) „ Basän,
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